Heute isst Köln isst etwas auswärts, aber dafür um so edler… Das Motto ist #casualfinedining.
Es geht nach Bonn ins Kaspars zu einem neueren Restaurant, das 2015 eröffnet und dieses Jahr direkt mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet wurde.
Wir sind vor allem auf das Restaurant aufmerksam geworden, weil mein Freund wiederum früher mit der Schwester der Kaspar-Brüder, die das Restaurant leiten, zusammengearbeitet hat und immer noch mit befreundet ist. Nichtsdestotrotz bleibt unsere Bewertung natürlich objektiv.
Kurz vorab, es geht um moderne Sterneküche zu entsprechenden Preisen, also an alle Studenten unter euch – gerne lesen und träumen und mit dem ersten Besuch vielleicht noch bis nach dem Studium warten. 🙂
Unsere Bewertung ist dementsprechend kritisch, wir haben hier sehr hohe Ansprüche an den Abend gelegt, was das Ambiente, den Service und natürlich das Essen betrifft. Also nicht zu vergleichen mit Bewertungen zum Imbiss um die Ecke. 😉
So, aber nun zu unserem Restaurantbesuch. Das Kaspars Restaurant liegt direkt am Rhein im Haus der Bonner Burschenschaft Alemannia, darüber befindet sich ein Biergarten, der von den Eltern der Kaspar Brüder bewirtschaftet wird. (Diesen haben wir leider noch nicht besucht). Es bietet deutsch-französische Cuisine in ungezwungener Atmosphäre.
Der Eingang imponiert durch zwei große Feuerschalen, die die Blicke erstmal auf sich ziehen. Bei Betreten der wenigen Stufen wurde uns direkt die Tür geöffnet. Nach einem sehr freundlichen Empfang und nach Ablegen unserer Mäntel, führte man uns zu unserem reservierten Tisch. (Um eine Reservierung sollte man sich ca. 6 Wochen vor Wunschtermin kümmern). Als wir uns schließlich an den Tisch saßen, hatten wir gleich das Gefühl, dass es heute ein besonderer Abend wird.
Wir wählten das 5-Gänge Menü mit Weinbegleitung und starteten mit einem Riesling als Apéritif.
Das MENÜ.
APPETIZER
Der erste Appetizer: Taschenkrebs mit Forellenkaviar und Basilikum-Limonen-Creme.
Als zweiten Gaumenkitzler servierte man uns ein kleines Häppchen, das an Tacos erinnerte. Jedoch war der Teig nicht weich, sondern sehr knusprig. Die Füllung bestand aus Fisch. Es war würzig und durch die unterschiedlichen Texturen, die sich im Mund vereinten, schon ein erstes Highlight.
AMUSE BOUCHE
Das Röllchen war außen dünn und knuspernd mit einer geschmacksintensiven Füllung, die an mexikanisches Essen erinnerte. Dazu eine Gamba mit grüner Peperonischeibe.
Ein kleiner, feiner Schärfekick, der nun auch die letzten Geschmacksnerven im Mund aktivierte und Lust machte, auf alles, was folgt.
FOIE GRAS NAKED GIN | KALAMANSI | LAVENDEL | PFEFFER
Der erste Gang. Ein Traum aller Gänseleberfans. Die bronze- und kupfer-gefärbten Kügelchen bestanden aus Foie Gras und die weißen Kugeln waren gefüllt mit Lavendelwasser. Garniert wurde es mit Gin, der roten Pfeffer enthielt. Dazu gab es verschiedene Formen von Kalamansi – eine Kreuzung aus Mandarine und Kumquat.
JAKOBSMUSCHEL AVOCADO | PURPLE CURRY | ALGEN | SAUCE ROUILLE | KRUSTENTIERCONSOMMÉ
Eine Jakobsmuschel mit Algenpulver und Avocado in einer Krustentierbrühe. Die geformte Muschel bestand aus Avocadocreme.
WOLFSBARSCH MEDITERRANES GEMÜSE | FENCHEL | SEPIA | KAPERN | PAPRIKA-CHORIZO SUD
Der Wolfsbarsch mit Paprika-Chorizo Sud.
ENTE AUS DER CHALLANS PETERSILIENWURZEL | ROSENKOHL | HERBSTTROMPETE | HIMBEERE | PISTAZIE
Der Hauptgang. Ein perfekt gegartes Stück Ente mit krosser Haut. Dazu ein Stück Herz sowie Gemüsebeilagen aus Rosenkohl, Petersilienwurzel und Pilz.
PRE DESSERT
Ein Baiser in Himbeersauce.
SAUERKIRSCHE CAFÉ | HASELNUSS | VALRHONA MANJARI
Ein Sauerkirsche-Dessert ohne Sauerkirsche in Reinform.
PETIT FOUR
Eine Komposition aus Haselnuss, Schokolade und Café.
UMFANG
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VORSPEISE : FOIE GRAS
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ERSTER ZWISCHENGANG : JAKOBSMUSCHEL
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ZWEITER ZWISCHENGANG (5 GANG MENÜ) : WOLFSBARSCH
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HAUPTGANG (GESETZT) : ENTE AUS DER CHALLANS
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DESSERT (GESETZT) : SAUERKIRSCHE
Essen (40): Ein unglaubliches Erlebnis. Und hier möchten wir wirklich von Erlebnis sprechen, wo man bei jedem Bissen wieder neu überrascht wird. Ganz ganz hohes Niveau. Hier können wir nur die Spitzenpunktzahl vergeben.
Service (23): Tolles Erlebnis, sehr angenehm, man merkt, dass es ein besonderer Abend ist und dass sich Zeit genommen wird. Wenn man einen Tisch reserviert, gilt die Reservierung für den ganzen Abend. Man kann sich also so viel Zeit lassen, wie man möchte. Die Zeitabfolge, wie das Essen serviert wird, passt sich an die Geschwindigkeit der Gäste an. Die Gerichte werden zu Tisch gebracht und kurz vorgestellt. Der begleitende Wein wird ebenso mit ein bis zwei Sätzen kurz beschrieben. Hier hätten wir uns etwas mehr Informationen gewünscht, teils wurde noch nicht mal die Rebsorte genannt. Gefühlt, nahm die Qualität des Services im Verlauf des Abends etwas ab.
Preis/Leistung (20): Ein schwieriger Punkt, weil es Spitzenküche ist und ein unglaublich tolles Erlebnis. Auf der anderen Seite steht auch ein Preis von 350€ für zweimal 5 Gänge (5 Gänge p.P. 105€ ) mit Aperitif und Weinbegelitung. Außerdem das Ambiente, welches in den Details einfach bei dem Preis nicht das widergespiegelt hat, was auf der Rechnung stand. In Bezug auf das Essen hat es gepasst, der Service war dafür auch ok, aber beim Ambiente müssen wir einfach ein paar Punkte abziehen. Das führt dazu, dass das Gesamterlebnis und somit auch das Preis-/ Leistungsverhältnis etwas geschmälert wurde – alles aber auf einem sehr hohen Niveau.
Ambiente (7): Der Speiseraum ist sehr klein, vielleicht zehn Tische, weiße Tischdecken und alles blitzt. Es ist kein Schloss (wo man auch das ein oder andere Sternerestaurant findet), aber dennoch schick und man fühlt sich wohl. Es passt zum Casual Fine Dining Konzept, dass man für den Genuss von Sterneküche nicht den schicksten Anzug mit Krawatte und das schönstes Ballkleid aus dem Schrank holen muss. Was uns allerdings weniger gefallen hat, sind die Örtlichkeiten: Gelbe Fließen, die schon sehr in die Jahre gekommen sind und insgesamt, wirken sie in Bezug auf die Preiskategorie nicht angemessen. Außerdem fiel uns auch das Besteck eher negativ auf, weil es doch schon sehr stark verkratzt war – in vielen Restaurants wären wir hier nicht so kritisch, aber das Kaspars spielt ganz oben mit und da muss auch dies stimmen.
Die Punktebewertung noch mal zusammengefasst:
- Essen 40 von 40 Punkten
- Service 23 von 25 Punkten
- Preis/Leistung 20 von 25 Punkten
- Ambiente 7 von 10 Punkten
- Gesamt 90 von 100 Punkten
Damit erhält das Kaspars von uns 3 Gabeln und führt jetzt natürlich unsere Bestenliste an. Herzlichen Dank für dieses besondere Erlebnis. 🍽🍷